Warum ist es wichtig für ein längeren Zeitraum und regelmässig zu malen?
Das ist ein ganz wichtiger Teil des Malspiels. Es soll regelmässig und dauerhaft stattfinden. Nur so kann man zu dieser freien Äusserung kommen. Für Manche geht es ganz schnell, sie können den Erwartungsdruck, die Ansprüche der Aussenwelt und des Alltages ablegen. Andere brauchen dafür eine Weile. Vielleicht fühlt es sich erstmal fremd und seltsam an, keine Vorgaben zu bekommen und auch kein Feedback auf das Gemalte, kein Lob, keine Kritik. Im Malort geht es um eine Verbindlichkeit, Regelmässigkeit und Beständigkeit.
Brauche ich Vorkenntnisse?
Nein. Du darfst deine Malspur einfach zu Papier bringen. Aussagen wie “Ich kann ja gar nicht malen oder zeichnen” kenne ich und kann ich nur zu gut verstehen. Aber im Malort sind wirklich keine Vorkenntnisse nötig. Denn jede*r kann malen.
Ist der Malort wirklich für Jede*n?
Ja! Wenn du allerdings immer noch Bedenken hast, melde dich und wir vereinbaren einen Kennenlern-Termin. Du darfst den Raum, die Idee, die Materialien und mich kennen lernen und dann entscheiden, ob du dich anmelden möchtest. Die Räumlichkeiten haben auch einen barrierefreien Zugang.
Warum gibt es im Malort kein Tageslicht beim Malen?
Diese Art zu malen ist bei Arno Stern eher zufällig entstanden. Er malte mit Kindern in einem Waisenheim und um mehr Platz für alle zu haben, hämmerte er Bretter vor die Fenster. Er bemerkte, dass dies eine wohltuende Wirkung hatte. Der Malort wurde ein Raum, der von der Aussenwelt abgesondert ist. Es gibt eine Beleuchtung (Tageslichtlampen), die gleichmässig ist und weder blendet noch Schatten wirft. Man ist umgeben von den vier Wänden und erlebt keine Ablenkung von aussen.
Ist der Malort eine Prävention gegen Burnout?
Dafür kann ich dir zwar keine Garantie geben, aber wenn du von deinem Job oder Leben gestresst bist, komm gerne in den Malort. Hier wirst du nicht bewertet und musst nichts leisten! Der Malort ist ganz explizit keine Therapie, aber das Malen tut gut… Es hilft, achtsamer und entspannter zu werden.
Wer ist dieser Arno Stern?
Arno Stern ist der Begründer des Malortes. Er ist mittlerweile 94 Jahre und dient immer noch in seinem Malort in Paris. Vor 70 Jahren fing er an, mit Kindern zu malen und entdeckte dabei, wie Kinder und dann später auch Erwachsene ihre Spur zu Papier brachten. Er begann so seine Forschungsarbeit und sein Bestreben ist es, die Eigenart und die Auswirkungen dieser lebenswichtigen Äusserung des Malspiels bekannt zu machen. Er hat ca 500.000 Kinderbilder gesammelt, erforscht und ein wissenschaftliches Institut in Paris gegründet. Ausserdem hat er zahlreiche Bücher geschrieben.
Geht es um therapeutisches Malen?
Nein. Ich zitiere hier Arno Stern: “Das Formulationsspiel im Malort ist keine Therapie sondern eben Therapie-vorbeugend, weil es Fähigkeiten fördert, die zur Entfaltung und Stärkung der Persönlichkeit führen.”
Warum gibt es so feste Regeln, ich dachte, hier ist alles frei?
Es gibt wohl kein Spiel ohne Rituale. Die Regeln und Rituale im Malspiel bieten einen Rahmen, der eine grosse Freiheit und Unabhängigkeit ermöglicht. Sie sollen keine Einschränkung, sondern eine Ermöglichung sein. Die Rituale und Regeln kann man sich auch wie ein Stimmgerät für ein Instrument vorstellen, es ist viel angenehmer auf einem gestimmten Instrument zu spielen (erst recht, wenn man in einem Orchester oder einer Band spielt).
Was machst du, während ich male?
Die Antwort lautet: Ich diene dir. Das klingt vielleicht erstmal etwas seltsam. Im Malort werden die Malspielenden immer wieder bedient; das gehört dazu und ist eine wichtige Regel. Ich hänge die Bilder auf und ab, versetze Reissnägel, kratze einen Tropfen Farbe weg, fülle die Farben auf, stelle Hocker, Leitern und Kissen zur Verfügung, schaue, dass die Pinselhaltung stimmt, schaue, ob du bequem stehst und vieles mehr. Alles geschieht, um dir die optimalsten Bedingungen zu ermöglichen. Du darfst dich voll auf dein Bild, deine Spur und dein Malen konzentrieren.
Entsteht im Malort Kunst?
Es geht im Malort nicht um Kunst. Kunst hat immer einen Adressaten und entsteht für andere. Im Malspiel entstehen keine Werke, sondern eine Äusserung (Arno Stern nennt dies Formulation), “deren Besonderheit gerade darin besteht, überhaupt kein Werk zu sein, also nicht der Kunst anzugehören”. “Die Formulation unterscheidet sich von der Kunst dadurch, dass sie keine vermittelnde Rolle spielt. Dies hat zur Folge, dass der Ausübende seine Äusserung mit keiner Erwartung verbindet und deshalb eine ungeahnte Unabhängigkeit erfährt.” (A. Stern).
Warum nimmt man die Bilder nicht mit nach Hause?
Um sie auch nachträglich vor der Bewertung und Erwartungen des Umfeldes zu schützen. Meine Erfahrung ist auch, dass vor allem sehr junge Kinder diesen Wunsch überhaupt nicht verspüren. Sie fordern dies erst ein, wenn sie beigebracht bekommen, dass die Bilder mit nach Hause genommen werden oder Mama, Papa oder Tante sich “so freuen”, wenn sie es geschenkt bekommen. Die Bilder im Malort werden beschriftet und archiviert. Sie dürfen jederzeit eingesehen werden, wenn das der Wunsch ist. Da es im Malort nicht um das Ergebnis geht, verspüren die Malenden auch gar nicht den Wunsch, die Bilder mitzunehmen. Wenn es für dich ein sehr grosses Hindernis ist, finden wir eine Lösung.